Bilanz zum Ende der Heizperiode

Immer mehr Menschen können sich Heizen nicht mehr leisten – Wagenknecht macht Ampel verantwortlich

Hohe Heizkosten verursachen vor allem alte Geräte.

Hohe Heizkosten verursachen vor allem alte Geräte.

Deutschland ist insgesamt glimpflich durch den Winter gekommen. Die Gasfüllstände liegen kurz vor dem Ende der Heizperiode mit gut zwei Dritteln knapp über dem Vorjahresstand (65 Prozent). Die Gas- und Strompreise sind für Neuverträge zum Teil deutlich gesunken.

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Rosig ist die Lage dennoch längst nicht. Die Verbraucherzentralen beklagen nach dem Ende der Preisbremsen und der reduzierten Mehrwertsteuer auf Energie deutliche Preissteigerungen bei Fernwärme. Und nach einer Statistik der europäischen Behörde Eurostat fehlten 2023 mehr Menschen denn je die finanziellen Mittel, ihre Wohnung ausreichend warm zu bekommen.

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Besonders Alleinerziehende sind betroffen

8,1 Prozent der Befragten gaben an, sie könnten sich eine ausreichende Heizung nicht leisten, gegenüber 6,7 Prozent im Vorjahr 2022. Insbesondere Alleinerziehende sind betroffen. 15,8 Prozent der alleinstehenden Personen mit minderjährigen Kindern gaben an, zu wenige Mittel für eine warme Wohnung zu haben – gegenüber 13,8 Prozent im Vorjahr. Auch Alleinlebende sind überdurchschnittlich betroffen: 9,5 Prozent haben Probleme beim Heizen, im Vorjahr waren es 7,5 Prozent.

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„Was für ein trauriger Rekord“, sagte BSW-Parteichefin Sahra Wagenknecht gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Noch nie waren so viele Menschen in Deutschland nicht in der Lage, ihre Wohnung angemessen zu heizen. Knapp sieben Millionen Bürger müssen frieren, weil das Geld für die Heizung nicht reicht.“ Das sei ein „weiterer Beleg für den Abstieg Deutschlands unter der Ampel, die die Energiepreise für Millionen Bürger unbezahlbar gemacht“ habe.

Wagenknecht forderte „einen Deutschland-Plan für billige Energie“. Dazu gehörten „die Abschaffung der Sanktionen gegen Russland, die nicht Putin, sondern unsere Bürger treffen, zweitens ein Ende der Politik, die Versorgern und Netzbetreibern Traumrenditen beschert, und drittens Steuersenkungen auf Energie“.

Verbraucherzentralen raten zum Wechsel

Um die finanzielle Belastung durch Strom und Gas zu verringern, raten die Verbraucherzentralen jetzt verstärkt zum Preisvergleich. Die Preise für Sondertarife bei Strom und Gas seien im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Die Grundversorgung beim Strom sei leicht günstiger, beim Gas zum Teil deutlich günstiger als im Vorjahr. Vor allem Kundinnen und Kunden, die nach 2022 einen teuren Neuvertrag abgeschlossen hätten, sollten jetzt schauen, ob sie dort aussteigen können, rät Energieexperte Thomas Engelke vom Verbraucherzentrale-Bundesverband (VZBV).

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Sorgen machen Engelke vor allem die Fernwärmepreise. 18 von 21 Fernwärmenetzen in Deutschland hätten die Preise gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht. Je nach Versorger bedeute das eine monatliche Mehrbelastung für den Durchschnittshaushalt zwischen 2 und 145 Euro. Noch höher werden diese Kosten, wenn ab 1. April die zeitweise reduzierte Mehrwertsteuer auf Energie wieder auf 19 Prozent ansteigt. Dann rechnet Engelke mit monatlichen Mehrkosten zwischen 15 und 174 Euro pro Haushalt.

VZBV-Chefin Ramona Pop hatte vor Kurzem bereits mehr Transparenz für Fernwärme-Kundinnen und -Kunden gefordert. „Gerade in urbanen Gebieten gilt Fernwärme als wichtiger Baustein für die Wärmewende“, sagt Pop. Lange Vertragslaufzeiten, fehlender Wettbewerb und niedrige Transparenzstandards könnten aber bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Akzeptanzproblemen führen. „Für eine breite Zustimmung beim Ausbau der Wärmenetze muss die Bundesregierung daher eine verbraucherfreundliche Novellierung der Fernwärme-Verordnung vorantreiben und eine bundeseinheitliche Preisaufsicht sowie eine deutschlandweite Wärmenetz-Datenbank einrichten“, so Pop.

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